Bio-Essen und Bürgergeld: Wer zahlt die Diät?

Muss das Jobcenter meine Spezial-Diät zahlen?

Musstest du deine Ernährung schon mal umstellen, weil dein Körper einfach „Nein“ gesagt hat? Ob Gluten, Laktose oder andere Unverträglichkeiten – plötzlich stehen wir vor dem Supermarktregal und die Spezialprodukte sind oft spürbar teurer. Für Menschen, die Bürgergeld beziehen, ist diese finanzielle Mehrbelastung ein echtes Problem. Da stellt sich die große Frage: Muss das Jobcenter diese Zusatzkosten als krankheitsbedingten Mehrbedarf übernehmen?

Hohe Hürden für deinen Zuschuss

Die kurze Antwort: Es ist kompliziert! Die Gerichte machen es uns nicht leicht. Damit du überhaupt eine Chance hast, muss deine spezielle Ernährungsweise ärztlich notwendig sein. Es reicht nicht, dass du dich „gesünder“ oder „besser“ ernähren möchtest. Deine Diät muss laut Gesetz erheblich von der sogenannten Vollkost abweichen, also von dem, was man als normale, ausgewogene Mischkost versteht. Anerkannt werden zum Beispiel laktosefreie oder glutenfreie Diäten und spezielle Kostformen bei Dialyse oder Darmerkrankungen. Das ist wichtig zu wissen!

Warum „nur Bio“ nicht reicht

Spannend wird es bei einer aktuellen Entscheidung des Landessozialgerichts Berlin-Brandenburg. Ein Kläger wollte seine Lebensmittel nur noch in Bio-Qualität kaufen, weil er konventionelle Zusatzstoffe nicht vertrug. Er sah das als medizinische Notwendigkeit und forderte einen Zuschuss vom Jobcenter. Doch das Gericht sah das anders: Eine reine Bio-Ernährung weicht nicht genug von der üblichen Vollkost ab. Warum? Weil du auch bei konventionellen Lebensmitteln viele unverarbeitete Produkte ohne Zusatzstoffe finden kannst, die der Gesundheit dienen. Der Beweis, dass nur Bio wirklich helfen würde, war zu dünn.

Was heißt das für dich?

Das Urteil sendet ein klares Signal: Die Latte für einen Mehrbedarf ist hoch. Möchtest du zusätzliche Unterstützung, musst du dem Jobcenter zweifelsfrei belegen, dass deine Ernährung medizinisch unumgänglich und kostspieliger ist, weil sie deutlich von der Norm abweicht. Das Attest vom Arzt ist dabei dein wichtigstes Werkzeug, aber es muss glasklar formulieren, welche konkrete Abweichung nötig ist.
Foto von Gemma C via Unplash