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Ist Gemüse wirklich so gesund wie wir glauben? Ein Experte stellt das infrage.

Ist Gemüse wirklich so gesund wie wir glauben? Ein Experte stellt das infrage.

Ein Blick auf Ernährungsstudien zeigt wieso

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Gemüse auf dem Teller – und schon fühlt man sich gesund. So wurde es uns doch immer beigebracht: als Kind, wenn wir widerwillig den Spinat aßen, oder als Erwachsene, wenn wir Ernährungstipps folgen, um unserem Körper etwas Gutes zu tun.

Doch jetzt könnte unser Gemüse-Glauben erschüttert werden. Denn die Aussage eines Ernährungsexperten sorgt für Aufsehen: Es gebe keine eindeutigen Beweise dafür, dass Gemüse wirklich so gesund ist, wie wir glauben.

Studien zeigen Korrelation, aber keine eindeutigen Beweise

Die Annahme, dass Gemüse gut für uns ist, kommt nicht von ungefähr: Viele Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die viel Gemüse essen, oft gesünder sind. Der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop hebt nun jedoch hervor, dass die Datenlage zu den tatsächlichen gesundheitlichen Vorteilen von Gemüse überraschend dünn ist. Heißt das, dass der Verzehr von Gemüse gar keine Vorteile hat? Ganz so einfach ist es nicht.

Ernährungsstudien und ihre Grenzen

Der Grund für die Schwierigkeit, einen kausalen Zusammenhang zwischen bestimmten Lebensmitteln und den körperlichen Folgen zu beweisen, liegt in der Art und Weise, wie Ernährungsstudien funktionieren. Anders als in der Medizin, wo Medikamente in kontrollierten Studien getestet werden, basieren Ernährungsempfehlungen meist auf Beobachtungsstudien.
Das Problem: Solche Studien zeigen nur Korrelationen – aber keine Kausalität. Ein Beispiel: Menschen, die viel Gemüse essen, leben oft gesünder. Aber liegt das wirklich nur am Gemüse oder auch an anderen Faktoren wie Sport, Nichtrauchen oder höherem Einkommen? Solche Studien können laut Knop keine eindeutige Ursache-Wirkung-Beziehung nachweisen. So entstehen oft schwammige, oder widersprüchliche Ergebnisse. Weitere Gründe dafür sind:

Fehlende Randomisierung: In guten wissenschaftlichen Studien werden Menschen zufällig in Gruppen eingeteilt, um Verzerrungen zu vermeiden. Bei Ernährung ist das aber kaum machbar – niemand würde sich über Jahrzehnte an eine vorgeschriebene Diät halten.

Keine Möglichkeit für Placebo-Effekt: In der Medizin werden Medikamente oft mit Placebos verglichen, um echte Effekte nachzuweisen. In der Ernährungsforschung gibt es aber kein „Schein-Gemüse“ oder eine „Placebo-Ernährung“.

Unzuverlässige Selbstauskünfte: Viele Studien beruhen auf Fragebögen, in denen Teilnehmer selbst angeben, was sie essen. Dabei kann es natürlich auch zu geschönten Angaben kommen – wer gibt schon gerne zu, dass er täglich Fast Food isst?

Fehlende Langzeitstudien mit harten Endpunkten: Während es in der Medizin Studien zu Herzinfarkten, Krebs oder Lebenserwartung gibt, müssen sich Ernährungswissenschaftler oft mit indirekten Messwerten wie Blutdruck oder Blutfettwerten begnügen. Diese können jedoch als Momentaufnahmen verstanden werden und lassen somit nur begrenzte Rückschlüsse auf die tatsächliche Gesundheit zu.

J- oder U-Kurven-Effekt: Oft zeigen Studien, dass sowohl ein niedriger als auch ein sehr hoher Konsum eines bestimmten Lebensmittels mit höherer Sterblichkeit einhergeht. Das erschwert klare Empfehlungen. Das erschwert klare Aussagen zur Dosis-Wirkungs-Beziehung und macht eindeutige Empfehlungen schwierig

Sollten wir jetzt auf Gemüse verzichten?

Natürlich nicht. Gemüse enthält viele wertvolle Nährstoffe, Ballaststoffe und Antioxidantien, die mit positiven Gesundheitseffekten in Verbindung gebracht werden. Der Punkt ist: Die Wissenschaft kann bisher nicht eindeutig beweisen, dass Gemüse allein für eine bessere Gesundheit verantwortlich ist.

Vielfalt auf dem Teller statt einzelne Wundermittel

Ernährung ist höchst individuell! Was für den einen gut ist, muss nicht zwingend für den anderen gelten. Denn die Wirkung von Lebensmitteln hängt stark mit dem persönlichen Lebensstil und verschiedenen Umweltfaktoren zusammen. Wer sich gesund ernähren will, sollte daher nicht auf einzelne Wundermittel setzen, sondern auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung.

Kein Lebensmittel ist per se ein Gesundheitsgarant – aber auch keine alleinige Gefahr.



Foto von markus spiske via Unsplash

Verfasst am 25. Februar 2025

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