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Die Argentinische Weihnachtsküche

Die Argentinische Weihnachtsküche

Italienische Traditionen neu interpretiert

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Vanessa

Vanessa

Kontributor

In den kulinarischen Traditionen anderer Länder Neues und Altbekanntes auf einmal zu entdecken, ist immer eine spannende Angelegenheit. So erging es mir in den Jahren, als ich das Weihnachtsfest fernab von Kartoffelsalat, Gans und Spekulatius erleben dufte – nämlich bei Familienfeiern in Argentinien.

Nostalgische Stimmung hatte niemals eine Chance, denn die Traditionen europäischer Herkunft wurden vor allem in Buenos Aires durch einen gewaltigen Strom italienischer Einwanderer gefestigt.

Sie werden jedoch auf solch selbstbewusste Weise interpretiert und den lokalen Gegebenheiten angepasst, dass man sich zwar konstant an das heimische Weihnachtsfest erinnert fühlt – jedoch Tangomusik, Grillfleisch und brütende Hitze den Eindruck immer wieder stören.

Am 24. Dezember wird die Familienzusammenkunft mit einem lauten Essgelage ganz im italienischen Stil eingeläutet, bei welchem trotz zum Teil tropischer Temperaturen üppige Speisen auf den Teller kommen. Außerdem scheint ein Weihnachten ohne Mayonnaise in argentinischen Augen so unwürdig wie Fußball ohne Diego Maradona zu sein.

Schon am späten Nachmittag werden kalte Vorspeisen aufgetürmt, an denen sich die Familie ausgiebig bedient. Ein Klassiker ist hierbei das „Vitel Toné“ aus Piemont, Kalbsfleischscheiben in Fischsoße. Auch Speisen in aufgerollter Form sind sehr beliebt, entweder als gefüllte Fleischrolle oder als Pionono: Süßer Vanille-Biskuitteig, welcher klassisch mit Dulce de Leche oder, sehr zu meiner Überraschung, herzhaft mit Hühnchen, Tomaten und natürlich Mayonnaise aufgerollt wird.

Auch Salate wie Russischer Salat mit Mayonnaise und Waldorfsalat sind beliebt.
Die argentinischen Lieblinge Empanadas fehlen natürlich ebenfalls zu keiner Zeit.

Mittlerweile ist es abends und es wird ausgiebig fleischhaltigen Gerichten wie Spanferkel oder Grillfleisch gehuldigt, während parallel die weihnachtlichen Süßigkeiten Pan Dulce (dem italienischen Panettone ähnlich) und Turrones (nussige Karamellriegel) ausliegen.

Die ersten Mischungen Fernet Branca mit Coca Cola fließen, und um Mitternacht wird mit Sekt oder Cider angestoßen. Die Geschenke gibt es erst um 12 Uhr, sowie ein großes Feuerwerk, bei dem das Essen und Trinken oft kurzfristig auf die Straße verlagert wird. Die ersten schleichen jedoch schon wieder hinein, um sich an Eiscreme zu laben.

Und ehe man sich versieht spielt jemand Akkordeon oder Gitarre, die Cousinen tanzen, die Onkel stoßen mit mehr Fernet an, es gibt Flan, ein beliebtes Dessert, und jegliche nostalgischen Gedanken an Zimtsterne und Apfelrotkohl sind begraben.

Verfasst am 23. Dezember 2016

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